Wenn die Welt untergeht dann komm´ nach Überlingen, da passiert’s 20 Jahre später.

von Stef Manzini (Kommentare: 0)

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  • Vom SPD-Boss Klingbeil als “Nazis” beschimpfte AfD zieht ein im Überlinger Stadtrat.
  • SPD-Arzt mit “Hass-Post” gegen “Impfgegner” nimmt ebenfalls Platz am Ratstisch.
  • LBU/Die Grünen nach wie vor stärkste Fraktion, AfD erstmals drin, aber ohne Fraktionsstärke.
  • Bundestrend gegenläufig in der Stadt der Gutverdiener.
  • Windkraftgegner strafen die Grünen im Teilort ab.
  • Oberbürgermeister rät neuen Räten zum Studium der Verhaltensmaßregeln.

Dieser durchaus gutgelaunte Einstieg der Zustandsbeschreibung unserer Stadt bezieht sich auch auf einen Bundestrend bei den Europa- und Kommunalwahlen, dem entgegen in der altehrwürdigen Bodenseestadt die grüne Partei immer noch als Wahlsieger hervorgeht. Dicht auf den Fersen, und diesmal im Trend, gefolgt von einer CDU, die mit Günter Hornstein den Stimmenkönig stellt. Eine Kommunalwahl ist immer auch eine Persönlichkeitswahl, und so überrascht es nicht, dass mit Bettina Dreiseitl-Wanschura und Walter Sorms im (Stimmen-)Königsspiel Dame und Bube folgen, die umtriebig und offensichtlich auch sehr beliebt sind. Dreiseitls hohe Stimmenzahl ist verbunden mit dem Wermutstropfen, dass im neuen Stadtrat eine Frau weniger sitzt, als im alten. Beide, Vizekönig und Vizekönigin, gehören wiederum den LBU/Die Grünen an- was in der Stadt der Gutsituierten mit Faible für Batterieautos und Wärmepumpen nicht verwundert. Die "Quadriga Hochschule“ kürt Grünen-Chefin Ricarda Lang trotz des Wahldesasters der Bundes-Grünen zur Aufsteigerin des Jahres, und in Überlingen stellen LBU/Die Grünen die stärkste Fraktion im Rathaus. "Mieses Timing“ titelt zur Auszeichnung von Ricarda Lang der Focus.

Der Überlinger Gemeinderat wird bunter und durch die Farbe hellblau ergänzt, sitzen nun mit Hans-Diether Roth und Thorsten Peters zwei Stadträte von der AfD am Ratstisch, die dem Personal der sogenannten demokratischen Parteien hin- und wieder kräftig die Suppe, wenn auch erschwert, da ganz knapp an der Fraktionsstärke vorbeigeschrammt, versalzen dürften. Da kommt bei so Manchem Freude auf und Erinnerung an die Zeiten, in denen Roland Biniossek, der streitbare Rat von Linkspartei und später BÜB, kräftig für Stimmung- aber auch für Ärger im Gremium sorgte. Dem Bürger gefiel das, denn der hat eigentlich mit homogenen Stadträten, die auf Booten und in Nachsitzungen Stadtpolitik treiben, viel mehr Verdruss als mit gepflegtem Streit um die Sache dort, wo er hingehört- am Ratstisch in die öffentlichen Sitzungen. War Biniossek lange Zeit der "Hass-Kasperl“ unter den strengen Augen der Zehntbauern, dürfte diese Position mit Roth und Peters eine Neubesetzung finden.

Oberbürgermeister Jan Zeitler von der SPD, dem die Schlappe im Kreistag mit 30 Prozent Stimmenverlust, einem SPD-Trend im ganzen Land, wohl im Hinblick auf seine erneute Kandidatur einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte, sagte auf Nachfrage der stattzeitung.org, er wolle weiterhin professionell und neutral die Sitzungen leiten. Direkt angesprochen auf die beiden neuen AfD-Gemeinderäte empfahl Zeitler allen Neulingen am Ratstisch, sorgfältig die Gemeindeordnung zu lesen, damit Sachatmosphäre die Ratssitzungen bestimme.

Interessant bei genauer Betrachtung der Wahlergebnisse, dass in Nesselwangen die Grünen ein schlechtes Ergebnis erzielten, das ist augenscheinlich auf die Initiative der Windradgegner, und auf die unmittelbare Betroffenheit derer zurückzuführen, vor deren Nasen dann die monströsen Mühlen stehen sollen. In Lippertsreute erzielte Hans-Diether Roth von der AfD einen schönen Erfolg, der mit Sicherheit auf die Beliebtheit- aber auch die Streitbarkeit des "Apfelzügle-Wirts“ zurückzuführen ist.

Ja, es wird Menschen geben, denen der Einzug der "Nazis“, und genauso nannte SPD-Chef Lars Klingbeil in seiner verbalen Totalentgleisung am Wahlabend vor einem Millionenpublikum Alice Weidel und die Mitglieder (vermutlich gemeint auch die Wähler) der AfD, nicht gefallen wird. Empörung? Dürfen die Überlinger Räte nun erwarten, zu jeder Sitzung eine Abordnung der "Omas gegen Rechts“ vor der Rathaustüre vorzufinden? Oder gibt es auch Protest gegen den neu gewählten SPD-Stadtrat Dr. Rainer Röver, der mit seinem pietät- und geschmacklosen Facebook-Post "Adventskalender für Impfgegner“, den Menschen die eine "Corona-Impfung“ verweigerten, am 24. November 2021 zum bevorstehenden Weihnachtsfest den Tod weissagte, oder gar wünschte? Viele Mitbürger haben während der "Corona-Zeit“ inakzeptable Verhaltensmuster kennengelernt, die auf Charakter, nicht auf Viren, zurückzuführen sind. Dieser Post gehört dazu. Gerade ein Arzt mit seinem Eid auf den Hippokrates sollte das jedoch niemals tun- vor allem sollte es nicht auch noch dazu führen ein Mandat zu erlangen. Röver und Klingbeil sind beide Sozialdemokraten. Empörung?

Nun gut, insgesamt gesehen nehmen überwiegend viele "Alträte“ und leider wenig Newcomer am Ratstisch Platz. Das sind überwiegend Menschen, die sich etwas trauen. Nämlich in dieser Zeit ein öffentliches Mandat zu übernehmen, und denen der Wille etwas positiv zu gestalten für die Heimatstadt unterstellt werden kann. Ohne falsche (Brand-)Mauern hochzuziehen, sondern vielmehr mit Brückenbau, sollte nun nach dem Wahlkampf entsprechend dem Wählerwillen eine Ebene gefunden werden, in der sich jeder frisch gewählte Stadtrat einmal selber an die eigene Nase fasst- und dann seinem Ratskollegen auch die Hand reicht.

Die Überlinger Bürger haben jedes neue Ratsmitglied gewählt, jeder gewählte Stadtrat ist Querschnitt und gleichsam Ausdruck der ganzen Gemeinde- und somit auch ohne Sympathiebekundungen zu respektieren. Unter dem Strich kann man wohl zufrieden sein, schade, dass im neuen Stadtrat die Alten regieren- und junge Gemeinderäte Fehlanzeige sind. Auch dies eine Entsprechung einer alten, wenn auch ehrwürdigen Stadt.

Wenn die Welt untergeht, dann komm nach Überlingen... Fluch und Segen zugleich. Die Überlinger scheint's jedenfalls nicht zu stören.



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