BLHV-Funktionäre diskutierten mit bei AfD-Bauernsymposium in Salem.
von Stef Manzini (Kommentare: 0)
- Agrarpolitisches Symposium der AfD Bodenseekreis fordert Existenzsicherung für die Bauern.
- EU-Förderpolitik, Selbstversorgung in Deutschland, überbordende Bürokratie, Themen, die Landwirte bewegen.
- Gleiche Wettbewerbsbedingungen, und Altersabsicherung für Landwirte sind Forderungen der AfD.
- Zwei Bauern-Funktionäre vom BLHV diskutierten lebhaft mit den Teilnehmern der Veranstaltung.
”Unsere Kollegen stehen da draußen bei diesen angeblichen Omas, anstatt hier mit uns zu diskutieren. Es geht denen wohl um den guten Ton, und nicht um Landwirtschaft. Eine Schande ist das”, erregte sich Hubert Einholz, der Vorsitzende des ”Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband” Salem-Mühlhofen. Mit ihm war Josef Joos, sein Kollege vom BLHV Pfullendorf, zur AfD-Veranstaltung ”Landwirtschaft” nach Weildorf gekommen. Beide ”Funktionäre” beteiligten sich lebhaft an der Diskussion zu den alten und neuen Problemen der Bauern, und der existenziell bedrohlichen Situation der Landwirtschaften.
Die einen schwenkten draußen Fähnchen und fordern zum Hupen, und damit zur Störung der Veranstaltung auf- die anderen diskutierten drinnen ihre Probleme. Das war das ”Agrarpolitische Symposium” der AfD, am Samstag vor Ostern, dem 12. April in Salem-Weildorf. Mit drei Landespolitikern besetzte die Alternative für Deutschland das Podium. Aus deren ursprünglichen Plan, zwei Landwirte und einen Politiker zur Diskussion auf die Bühne einzuladen, war nichts geworden- zu groß offenbar die Bedenken der Bauern. Das Szenario auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Dorfgemeinschaftshauses unterstrich zwar diese Bedenken, aber es förderte vor allem auch Widerstand aus den Reihen der Landwirte im Saal. Hubert Einholz, Vorsitzender des BLHV Salem-Mühlhofen, brachte es auf den Punkt: ”Bauern stehen bei den Omas gegen Rechts, wir hätten so viele Landwirte hier, die mit uns diskutieren könnten. Stattdessen stehen die da draußen, das ist schlimm und einfach beschämend”.
Die Veranstaltung in Weildorf ist keine Eintagsfliege, sondern steht in einer langen Reihe von Aktivitäten des Kreisverbands Bodenseekreis der AfD. Nach der Gesprächsveranstaltung in Ittendorf im April letzten Jahres, mit Dr. Alice Weidel, folgte Immenstaad. Dort besichtigte die AfD-Vorsitzende, die in Ittendorf versprochen hatte, das Thema zur ”Chefinnensache” zu machen, im Sommer 2024 einen Obsthof, hörte den Bauern genau zu, und hielt sich stundenlang in den Obstplantagen auf. Im November 2024 gab es dann den ”Agrargipfel” im Deutschen Bundestag, den Weidel versprochen hatte, und zu dem die AfD die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte, Klein- und Großbetriebe, aus ganz Deutschland eingeladen hatte. stattzeitung.org war in Berlin mit dabei und hatte ausführlich berichtet.
Wo drückt also der Schuh, liebe Bauern am Bodensee? Eigentlich überall könnte die Antwort lauten. Es geht um nichts Geringeres als die existentiell wirtschaftliche Bedrohung ihrer Betriebe, meine Damen und Herren, so der Kreisvorsitzende Detlev Gallandt in seiner Begrüßung der rund 50 Gäste des Abends. Die Veranstalter hätten sich gerne mehr Teilnehmer gewünscht, aber an Gehalt der Redebeiträge der im Anschluss folgenden sehr lebhaften Diskussion tat dies keinen Abbruch.
Wie immer war auch diese Veranstaltung wieder hervorragend organisiert, sogar mit Fürsorge um das leibliche Wohl der Anwesenden. Moderatorin Stef Manzini von der stattzeitung.org begrüßte die Podiumsgäste, den AfD-Landesvorsitzenden Emil Sänze, Mitglied des Landtags und Sprecher des Europaausschusses, Dennis Klecker (MdL) aus Heilbronn und Bernhard Eisenhut (MdL) aus Rielasingen, alle Podiumsgäste haben einen Bezug zur Landwirtschaft.
Natürlich ging es um das Thema Mindestlohn, aktuell in der neuen Bundesregierung ein heißes Eisen. Wie kann es sein, dass innerhalb der EU verschiedene Mindestlöhne gelten, fragt die AfD Bodenseekreis? Hier gaben die Landwirte ganz deutlich zu erkennen, dass sie prinzipiell jedem Arbeitnehmer/in für seine Arbeit einen Mindestlohn, wie jetzt politisch gefordert, von 15 Euro gönnen würden, zumal die vielen Preissteigerungen ein auskömmliches Leben bei geringen Löhnen verunmöglichten. Viele Landwirtschaften können aber diesen Mindestlohn verbunden mit allen anderen Lohnkosten schlicht nicht leisten. ”Es muss doch möglich sein, für Saisonarbeitskräfte mancher Branchen Ausnahmen zu machen”, so Hubert Lehle, Obstbauer aus Immenstaad.
Die Auswirkung der EU-Förderpolitik nahm einen großen Raum ein, dazu konnten die Politiker einiges erklären. Immer wieder betonte Emil Sänze, das man der EU mit ihren unzähligen Erlassen und Gesetzen, gemacht von Bürohengsten, relativ hilflos ausgesetzt sei. ”Wir brauchen ein noch stärkeres Mandat, um tätig werden zu können”, sagte Sänze. Die Kühe stünden in der eigenen Scheiße, bloß weil die EU-Verordnung das so wolle, veranschaulichte Hubert Einholz vom BLHV Salem-Mühlhofen sehr deutlich die aktuelle Situation.
Zur überbordenden Bürokratie hatte Dennis Klecker (AfD) vieles zu sagen, die AfD-Bodenseekreis hatte mit Klecker einen jungen, lebhaften, wortgewandten und sehr gut informierten Landespolitiker auf das Podium gebeten. ”Wie viel Stunden die Kühe auf welcher Weide stehen, und wo und wie viel sie dort pinkeln, alles das müssen wir genau dokumentieren”, erklärte dazu Josef Joos vom BLHV Pfullendorf den staunenden Gästen des Abends. ”Wir müssen die Landwirte wieder machen lassen, was sie machen wollen- nämlich Nahrung produzieren”, forderte Emil Sänze (AfD).
Stell dir vor, es ist Krieg in Deutschland und die Menschen hungern, so eröffnete Stef Manzini ein weiteres eklatant wichtiges Themenfeld. Der Eigenversorgungsgrad mit heimischen Erzeugnissen ist in Deutschland nicht gesichert. Bei all den ”Aufrüstungsszenarien” für einen möglichen Angriff Russlands wäre dieser Punkt bisher gar nicht oder viel zu wenig berücksichtigt, sagte dazu Bernhard Eisenhut (AfD). Dem konnten die anwesenden Landwirte nur beipflichten. Wir sollen kriegstauglich werden, wo bleibt die Verantwortung der jetzt Regierenden gegenüber der Bevölkerung, fragte die AfD Bodenseekreis?
Zur Altersabsicherung von Landwirten wurde die Wiedereinführung der steuerfreien Ansparumlage beziehungsweise Risikoausgleichsrücklage gefordert. Es herrschte allgemein Unmut darüber, dass diese bewährte Art der Rücklagenbildung anwendungsfrei gestellt wurde. Landwirte können ihre Betriebe nicht an die nächste Generation weitergeben, wenn hier durch harte Hände Arbeit und lange Arbeitszeiten ohne Wochenenden und Urlaube nur noch wenig Geld verdient, und zusätzlich Altersarmut droht. So muss man die Situation der Landwirte zuspitzen, die offensichtlich große Teile der Bundesregierung (alte wie neue) nicht verstanden hat. ”Landwirte dürfen keine Restgeldempfänger sein”, so Dr. Alice Weidel dazu in den Obstplantagen am Bodensee. Alle Links zu den entsprechenden Artikeln stehen am Ende dieses Textes. Auch den Link zum Artikel ”Wieder ein Skandalurteil gegen Aschermittwochsbauern”, zu den Gerichtsprozessen gegen Landwirte um die Proteste zum politischen Aschermittwoch der ”Grünen” haben wir beigefügt.
Pflanzenschutz, klimaneutrale Landwirtschaft, sogenannte Schadtiere wie Wolf, Biber und Kormoran, Tierarzneimittel... es gab viel zu besprechen an diesem Samstagabend in Weildorf.
Wer eine rein politische Veranstaltung im Sinne von ”wählt die AfD” erwartet hatte, kam nicht auf seine Kosten. So auch offenbar nicht die Mitarbeiterin der Lokalzeitung, die nur wenige Minuten anwesend war- und daher ihren Bericht der ”Gegendemonstration” widmete. Dem Kampf gegen “Rechts” und damit gegen mehr als 25 Prozent der wahlberechtigten Bürger, darauf liegt der Fokus der Mainstreammedien, nicht auf den Problemen der hiesigen Landwirte. Natürlich unterließen es die Landtagsabgeordneten der AfD auf dem Podium nicht, für sich und ihre Partei zu werben, denn mehr Macht bedeutet mehr Einfluss auf eine Politik, die den Bauern das Leben immer noch schwerer macht. Diese Erkenntnis, die heimische Landwirtschaft hat es schwer, wurde klar zum Ausdruck gebracht von den Anwesenden und dem Podium, das an den Sachthemen orientiert war. Gerade diese so dringend notwendige und sehr sachliche Diskussion machte es umso erstaunlicher und befremdlich für die Anwesenden, dass draußen auf der Straße gegen diese Veranstaltung protestiert wurde.
Die AfD Bodenseekreis werde an den ”Bauern” dranbleiben, versprach Detlev Gallandt (AfD) den Anwesenden. Man könne sich im Herbst eine Veranstaltung in größerem Rahmen, vielleicht auch wieder mit der Wahlkreisabgeordneten Alice Weidel, durchaus vorstellen, verriet Gallandt der stattzeitung.org.
Lesen Sie, liebe stattzeitungs-Leserin, lieber stattzeitungs-Leser, hierzu gerne folgende Berichte von stattzeitung.org:
Lesen Sie, liebe stattzeitungs-Leserin, lieber stattzeitungs-Leser, hierzu gerne auch den Kommentar “Die AfD und die Bauern in Salem. Gut gemacht!”.
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